BAD SCHMIEDEBERG/MZ.
Es waren die Kinder auf der Kurpromenade, die den Takt angaben. Mit einem Countdown ließen sie die Modellballonfahrer gleichzeitig ihre Brenner zünden und so für die Fotografen das perfekte Motiv entstehen. Das Ballonglühen ist für „Modellballöner“ wie Zuschauer ein Traum. Auch Günter Obst, Organisator des zweiten Modellballontreffens in Bad Schmiedeberg, kam aus dem Schwärmen nicht hinaus. „Alle waren begeistert“, resümierte er am Montag das mehrtägige Treffen von elf Teams in der Kurstadt. „Die Höhepunkte haben wir gut über die Runden gebracht.“ Rosenblätter haben sie abgeworfen. „Da war der Wind schön eingeschlafen“, berichtet Wolfgang Tost. Der Wolfenbütteler war schon im Vorjahr in der Kurstadt und bedauerte, dass die angesetzten morgendlichen Wettkämpfe vom Wind verblasen wurden.
Abends spät ins Bett, morgens zeitig aus den Federn - das ist das Leben eines Modellballonfahrers. Der Windmesser am Morgen verhieß jedoch wenig gutes. In Spitzen bis zu zehn Knoten, das ließ die Modellballonfahrer gar nicht erst auspacken. Dafür waren die Abende um so schöner. „Das macht den Reiz für mich aus: Mich mit den Bedingungen auseinander setzen und der Spaß dabei, wenn es geklappt hat“, blieb Rolf Rennert gelassen ob des Windes. 25 Jahre war er Ballonpilot, „immer unfallfrei. Gesundheitshalber habe ich vor fünf Jahren aufgehört“, erzählte er.
2001 zog er wieder nach Leipzig, nach 45 Jahren im Exil, wie er hinzu fügt. Der Umstieg vom großen Ballon auf den kleinen macht ihm sichtlich Freude. Rennert ist bekennender Sozialdemokrat und hat seinen Ballon dementsprechend zum SPD-Jubiläum gestalten lassen. Das Motiv bringt ihm zwar zuweilen einige Sticheleien seiner Hobby-Freunde ein, aber die nimmt er gelassen. „Es wird wohl auch bei dem einen Ballon bleiben“, sagt der 73-Jährige.
Zählen kann Richard Bölling die Ballons nicht mehr, die er selbst gefertigt hat. „Einige Hundert werden es sein“, schätzt der passionierte Modellballonfahrer aus Brigachtal im Schwarzwald, der diesem Hobby seit 1978 frönt. Sein neuestes Schmuckstück ist der „Bölli“, eine elf Meter hohe Figur, die von Wolfgang Stötzner aus Haan gefahren wird. „Bölli“ ist das Maskottchen der „Modellballöner“ geworden, es gibt ihn inzwischen als Plüschfigur aus Sonneberg und als Handpuppe. „Meine Tochter ist Schriftstellerin und hat ein Kinderbuch über Bölli geschrieben. Und ich arbeite zurzeit an einem Kinderspiel“, erklärt Stötzner, wie er die Fantasiefigur zum Leben erweckt.
Inzwischen baut Bölling an neuen Ballons. „Ich mache Komplettsysteme, biete aber auch einzelne Bauteile“, sagt er. Eine Grafikerin bringt seine Ideen in einen Entwurf, der dann in ein Schnittmuster umgesetzt wird. Das Motiv wird im Digitaldruck erstellt. Die Hüllen werden von Näherinnen gefertigt. „Mein Leben ist der Ballon“, so Bölling, der schon nach Korea und in die USA lieferte. Sein erster Ballon, den er aus der Schweiz bezogen hatte, ist ihm noch abgebrannt. „Die verwendeten Butan, ich Propan. Der anschließende Umbau war für mich die Initialzündung.“
Die gemeinsamen Erlebnisse, der technische Erfahrungsaustausch und das von Günter Obst organisierte Rahmenprogramm werden die Modellballonfahrer wohl auch im nächsten Jahr nach Bad Schmiedeberg führen. Vom ersten Treffen sind jetzt die schönsten Fotos prämiert worden. Da ist sicher noch Luft nach oben.